Heute ist Volkstrauertag. Ich fürchte aber, die BILD wird den Tag bald umbenennen in Robert-Enke-Trauertag.
Versteht mich nicht falsch: abgesehen davon, dass die Sache mit den Schienen eine der dümmsten Selbstmordmethoden ist, die ich mir vorstellen kann, finde auch ich es traurig, dass er gestorben ist.
Ich verstehe auch, dass man so eine große Feier macht, weil es nunmal viele Fans gibt, die ihre Trauer auch irgendwohin tragen müssen. Ich kann sogar noch verstehen, dass es in gewisser Hinsicht ein mediales Ereignis ist, denn Enke war nunmal auch Nationaltorwart.
Aber muss eine Live-Online-Trauerfeier tatsächlich sein? Muss man dafür wirklich auf Facebook werben? Müssen die Nachrichtenbeiträge allen Ernstes mit Tränendrüsendrückmusik unterlegt sein?
Mir kommt es zur Zeit so vor, als würde einfach alles zum Event mutieren. Michael Jackson ist tot? Lasst uns eine Abschiedsfeier machen! Live, per Satellit in alle Nationen der Erde übertragen! Woohooo!
Robert Enke tot? Ok, international geht nicht, also machen wir's zum deutschen Event. Und, cool!, die Trauerfeier fällt auf den Volkstrauertag. Das passt hervorragend ins TV-Programm!
Ich möchte mir kaum ausmalen, was dem noch alles folgen wird, aber ich halte die Eventisierung solcher Ereignisse für problematisch. Die Kommerzialisierung wird nicht lange auf sich warten lassen, und vielleicht eröffnen beim nächsten Promitod die ersten Online Gedächtnis-T-Shirt Shops.
In diesem Sinne: Mein Beileid, Deutschland - mein Beileid, Welt!