»Vergiss mich nicht!« sagt sie, als sie aussteigt. Sie hat Tränen in den Augen und dreht sich ungefähr zwanzigmal um, um nochmal zu winken und mir zuzurufen, dass sie für mich beten wird.
Lydia ist sehr religiös. »Der liebe Vater im Himmel« passt auf sie auf. Auch jetzt gerade, wo sie aus ihrem Heim ausgebüchst ist, um eine kleine Tour durch Bayern zu unternehmen. Mit dem Zug.
Sie sagt, sie tut das öfter, weil die anderen im Heim ihr manchmal auf den Geist gehen - auch wenn das nicht sehr christlich von ihr ist.
Sie schnorrt sich eine Kippe von mir und geht im nächsten Abteil heimlich im Klo rauchen. Augenzwinkernd verrät sie mir, dass der Herrgott ihr das nicht übel nimmt. Ich glaub ihr das sofort.
Zwei Stunden lang quetschen wir uns in der Regionalbahn nebeneinander und Lydia erzählt mir ihre Lebensgeschichte. Dass Männer ihr Angst machen, dass sie als Kind sterilisiert wurde, dass ihre Baseballmütze sehr praktisch ist, dass sie eine Kurzhaarfrisur bevorzugt, seitdem ihre Haare grau und dick geworden sind und dass das Essen im Heim viel besser sein könnte.
Manches erzählt sie öfter, gerät dann vom Hundertstel ins Tausendstel, sprudelt fast über. Und manches wirft sie einfach so ein, völlig zusammenhanglos - zumindest verstehe ich den Zusammenhang nicht.
Lydias Welt ist einfach und schwer zugleich.
Für sie ist alles irgendwie in Ordnung, sogar die kleinen und großen Ärgernisse. Alles hat seinen Platz, seine Ordnung und seine Richtigkeit.
Man muss nur drauf schauen, das zu tun, was der liebe Herrgott für die Welt gewollt hat.
Und man darf dabei nicht vergessen, dass er ziemlich viel Humor hat und mit einem spitzbübischen Grinsen so manche Dummheit übersieht.
»Ein bisschen so wie der Karl Valentin.«
Versprochen, ich vergess' dich nicht.
Lydia ist sehr religiös. »Der liebe Vater im Himmel« passt auf sie auf. Auch jetzt gerade, wo sie aus ihrem Heim ausgebüchst ist, um eine kleine Tour durch Bayern zu unternehmen. Mit dem Zug.
Sie sagt, sie tut das öfter, weil die anderen im Heim ihr manchmal auf den Geist gehen - auch wenn das nicht sehr christlich von ihr ist.
Sie schnorrt sich eine Kippe von mir und geht im nächsten Abteil heimlich im Klo rauchen. Augenzwinkernd verrät sie mir, dass der Herrgott ihr das nicht übel nimmt. Ich glaub ihr das sofort.
Zwei Stunden lang quetschen wir uns in der Regionalbahn nebeneinander und Lydia erzählt mir ihre Lebensgeschichte. Dass Männer ihr Angst machen, dass sie als Kind sterilisiert wurde, dass ihre Baseballmütze sehr praktisch ist, dass sie eine Kurzhaarfrisur bevorzugt, seitdem ihre Haare grau und dick geworden sind und dass das Essen im Heim viel besser sein könnte.
Manches erzählt sie öfter, gerät dann vom Hundertstel ins Tausendstel, sprudelt fast über. Und manches wirft sie einfach so ein, völlig zusammenhanglos - zumindest verstehe ich den Zusammenhang nicht.
Lydias Welt ist einfach und schwer zugleich.
Für sie ist alles irgendwie in Ordnung, sogar die kleinen und großen Ärgernisse. Alles hat seinen Platz, seine Ordnung und seine Richtigkeit.
Man muss nur drauf schauen, das zu tun, was der liebe Herrgott für die Welt gewollt hat.
Und man darf dabei nicht vergessen, dass er ziemlich viel Humor hat und mit einem spitzbübischen Grinsen so manche Dummheit übersieht.
»Ein bisschen so wie der Karl Valentin.«
Versprochen, ich vergess' dich nicht.
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