Mittwoch, Januar 10, 2007

die nichtschläferzelle über mir...

... macht auch im neuen Jahr meinen guten Vorsatz vom natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus zunichte.

Nachdem die Nebennachbarn gegen 22:30 Uhr endlich aufgehört hatten, gegen die inzwischen (hoffentlich) fest verschlossene Tür, die einst mal meinen mit ihren Räumen verband, zu wummern, zu kratzen und zu rascheln, packte ich die Gelegenheit beim Schopf, um mich ins Bett zu verziehen. Müde genug war ich auch.

Doch ... das menschliche Gehör hat ja diese erstaunliche Eigenschaft, Geräusche lauter wahrzunehmen, je weniger gern man sie hören möchte.
In der Steinzeit war sowas vermutlich auch sinnvoll und lebensrettend, aber die Evolution hat halt nicht bedacht, dass der Mensch einmal tropfende Wasserhähne, Elektrizität, Techno und Nichtschläferzellen hervorbringen würde.

Als nun die Nichtschläferzelle über mir aktiv wurde, verteufelte ich erstmal die dämliche Evolution für ihre unbedachten Entwicklungen, bevor ich mich ganz und gar darauf konzentrierte, die Vorteile des hypersensiblen Gehörs zu erkunden.
Denn ich habe die Theorie entwickelt, dass man - sofern man ein wenig sensibel und intuitiv an die Sache herangeht - allein durch die Geräusche heraushören kann, was genau passiert.

Ich habe nun also herausgefunden, dass mein Übernachbar einen großen Kleiderschrank mit Schiebetüren besitzt. Vermutlich ein Relikt aus seinem einstigen Jugendzimmer.
Die Türen schiebt er fleißig auf und zu, hin und her, um diverse Gegenstände aus dem chaotischen Schrankinneren zu zerren oder sie dort hineinzustopfen.

Zu diesen Gegenständen gehören u.a. eine komplette Skiausrüstung, ein Springseil und eine Bowlingkugel. Letztere entglitt ihm gegen ein Uhr und rollte südöstlich bis an die Außenmauer, wo sie schwungvoll gegen die vertikal verlaufenden Heizungsrohre prallte, dass es in meinem Zimmer eine kleine Putz- und Farb-Staubwolke niederregnete.

Gegen 1:30 Uhr, als der Nichtschläfer mit militärischem Gang ein viertes Mal sein Zimmer abschritt, verfing eine Verschlußschnalle seines (vermutl. linken) Skistiefels sich in auf dem Boden liegenden Klamotten. Er stolperte und fiel unsanft auf meine Zimmerdecke.
Hier wackelten die Wände, die Deckenlampe ächzte leise und das Fensterglas wäre sicherlich zersprungen, hätte ich es nicht gekippt, so dass das Nichtschläferbeben lediglich meinen Vorhang einmal schwungvoll Richtung Zimmermitte blies.

Weitere, allein durch Hinhören nicht eindeutig verifizierbare Eigenschaften des Nichtschläfers sind eine enorme Beleibtheit oder eine enge Freundschaft/skurrile Verwachsung mit einem Zwergelefanten, er stammt vermutlich aus Oenkelstieg oder China (resp. einem anderen Land mit einer ausgereiften Foltertradition) und er besitzt einen MP3-Player/ IPod/ Walkman/ Funkkopfhörer, der mich dankenswerterweise vor der Musik bewahrt, die ihn alle naselang dazu bringt, enthusiastisch mit Besteck, Händen oder Füßen auf Möbel, Wände und Boden einzutrommeln.

An Schlaf ist spätestens dann nicht mehr zu denken, als mich meine jahrelange CSI- (anguck-) Erfahrung beim Schleifgeräusch vermuten lässt, dass der Nichtschläfer eine (weibliche) Leiche in einem (blauen) 120l-Müllsack zum Fenster bugsiert.

Also quäle ich mich aus dem Bett, um jetzt den Blogeintrag nachzuholen, der mir heute Abend aufgrund technischer Ausfälle seitens Google nicht möglich war.
(Wuha, was für eine Einleitung, hm?)

Auch, wenn einige es schon nicht mehr hören können: dem ein oder anderen Blogleser könnte tatsächlich (!) entgangen sein, dass ich ein ganz wundervolles Geschenk zu Weihnachten bekommen habe.

Und zwaahaar bekam ich von meiner Co-Claudi eine Tasse samt Untertasse, die sich unendlich oft mit ganz normalen Holzbuntstiften bemalen lässt!


Genial, oder? Als wäre das nur für mich erfunden worden. (Sag nicht nur ich!)

So. Da die Leichenentsorgung über mir wohl sehr erschöpfend gewesen sein muss, und der Übernachbar nun endlich Ruhe gibt, versuch ich's nochmal.
Und lausche dabei dem Knistern und Surren des Kühlschranks, der mit dem Ticken der Uhr und den sinnbefreiten Handygesprächen der Leute vor meinem Fenster ein geradezu liebliches Schlaflied für mich intoniert.

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